Leben wie am Strand

Ja, leben wie am Strand. Was das heißt ?

Sich beschenken lassen von dem was das Meer gerade hochspült.
Sich überraschen lassen, dem Tag vertrauen, dass er weiß was dran ist und was nicht.
Die Wellen in ihrem Spiel als Metapher für immer wiederkehrendes, in Bewegung befindliches Auf und Ab des Lebens, des Lebendigen begreifen.

Ebbe und Flut, Einatmen und Ausatmen, Überschäumen und es sich wieder beruhigen lassen, spiegelglatte See und aufgewühlt tosende Brandung, all in one.
Alles ist möglich, nichts wird ausgespart, weggesperrt, ignoriert.
Nein, jede Facette darf ihren ganz persönlich gefärbten Ausdruck annehmen, Raum haben, sich ausbreiten und zeigen, anfluten und wieder verebben.

Allen Phänomenen des Seins Raum schenken, sie beobachten, anschauen, kommen, näherkommen lassen, um sie ganz aus der Nähe zu betrachten und auch wieder gehen, ziehen, sich verflüchtigen lassen. So wie der weiße Rauch, der mühelos aus dem Schornstein in die Luft fließt und sich verdünnt. Dünner und dünner wird, bis er sich zur Gänze auflöst, in etwas Größerem – in der Atmosphäre.

Die Atmosphäre ist Leere, die die Phänomene aufnimmt, Resonanzraum. Zum Beispiel jetzt gerade für die Kirchenglocken, deren Klang anschwillt, um dann wieder zu verhallen, stumm zu werden.

Alles löst sich immer wieder auf.
In nichts, oder in etwas ? Oder in beides?
Nichts ist etwas und etwas ist nichts. Kann das so sein?

Fragen, deren Beantwortung mich jetzt nicht festhält, da der rote Sonnenkörper aus dem Morgenhimmelsmeer aufsteigt. Auch der Himmel ist ein Meer, hat Horizont.

Überwältigende Schönheit … ich muss die Brille abnehmen, sie stört mich.
Mein Blick in die Weite ist ungetrübt.

Die Sonne und ihr Auftauchen ziehen mich ganz in den Bann. Blutorangerote Geburt des Sonnenballs!

Ich verstehe, dass sie Symbol der Hoffnung, der ewigen Wiederkehr des Lebens und der Urkraft des Ursprungs ist . Wäre die Sonne nicht, wäre das Leben nicht. Und steil hinauf zeichnet ein Flugzeug Wolkenspuren, durchkreuzt das weite Blau als Luftschiff.

Ich sauge den Moment des Naturschauspiels in mir auf. Dazu steigt mir der Duft von roten Beeren, den das Teelicht auf meinem Schreibtisch verströmt, in die Nase. Hier ist es einfach glücklich zu sein!

Meine tieflila Orchideenblüte, indirekt von mildem Morgenlicht durchstrahlt, schenkt mir die Energie ihrer natürlichen Vollkommenheit.

Ich bin dankbar, dass ich mit den inneren Augen, dem beseelten Herzen, sehen kann. Ich fühle mich verbunden mit allem was mich umgibt.

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